Großglockner Besteigung (2013)

 

am 11.07./12.07.2013

Teilnehmer: Stefan Bredl, Hans Bredl, Gerlinde, Monika

Führung: Bergführer Matthias

 

Seit ein paar Jahren ist es Tradition, dass Vater und Sohn alljährlich eine gemeinsame Bergtour planen. Die ersten Berg-Vorschläge, was man denn dieses Jahr in Angriff nehmen könnte, konnten wenig begeistern. Es waren allesamt schöne Berge, aber der große Anreiz war nicht gegeben. 

Bis Hans erwähnte, dass er Anfang Juli die Besteigung des Großglockners plane. Schon war das Bergfieber geweckt: der höchste Berg Österreich, na wenn das nicht seinen Reiz hat. Große Namen ziehen eben doch besser als kleine Hügel. Kurze Zeit später war der Urlaub ausgemacht, die Besteigung des Großglockners war das große Ziel. Vom Ziel begeistert schloss sich auch Gerlinde der Reisegruppe an. 

 

So starteten wir am Sonntag den  07.07. zu Viert für fast eine ganze Woche Richtung Kals am Großglockner. Dort angekommen checkten wir im Hotel Taurerwirt ein. Bevor es in den Wellness-Bereich ging, fuhren wir ins Bergsteiger-Büro nach Kals. Nach den ersten Kontakten per Email ging es nun darum, dass Wetter zu studieren und den besten Tag für die Besteigung zu finden. Allerdings konnte man sich wegen Wetter und fehlender Akklimation noch auf keinen Termin einigen, weshalb die Entscheidung auf die nächsten Tage verschoben wurde.

 

Montag 08.07.2013

Höhenluft war am ersten vollen Tag gefordert. Deshalb brachen wir zu Viert Richtung Lucknerhaus auf, um dort über die Lucknerhütte zur Stüdlhütte (2802 Meter) zu wandern. Dieser Weg wird auch bei der Gipfelbesteigung beschritten, weshalb wir schon einmal Vorfühlen konnten, was uns an den Gipfeltagen erwartet. Doch vorerst streikte das Auto, der Turbo brachte keine Leistung mehr, wodurch wir mehr schlecht als recht die steile Straße zum Ausgangspunkte unserer Tour bewältigten. Das ging ja schon mal gut los. Bei schönem Wetter marschierten wir dann aber zielstrebig die ca. 900 Höhenmeter zur Stüdlhütte hoch. Allzeit motiviert durch den Anblick des Großglockners, der über dem Tal trohnte und sich teilweise von seiner schönen Seite zeigte. Ringsum von hohen Bergen und steilen Wänden eingerahmt, schlängelte sich ein kleiner Bach in Windungen und Wasserfällen durch das Tal. Nach ca. 2,5 Stunden kehrten wir dann in der Stüdlhütte ein und stärkten uns bei Kaiserschmarrn und Nudeln. Für viele Lacher sorgte der kitschige Stüdlhütten-Tanga in Rosa mit Rüscherl, der am Tresen verkauft wurde. 

Nach dem Abstieg folgte dann die Fahrt zum Autohaus. Das Auto musste repariert werden. Dies schien allerdings nicht so einfach zu sein, wie man allgemein annehmen könnte. Trotz vorheriger Absprache gab es kein Leihauto, so dass wir letztendlich mit dem Taxi und lauter, klassischer Musik wieder etwas geknickt zurück nach Kals fuhren. Dementsprechend wurde der Abend nach 3 leckeren Gängen mit einem Zirben-Schnaps begossen. 

 

Dienstag 09.07.2013

Neuer Tag, neue Möglichkeiten. Ohne Auto entschieden wir uns für die Wanderung zum Dorfer See. Direkt von Hotel aus startete der Marsch zum Dorfer-Tal. Nach wenigen Minuten beginnt man bereits die Ausmaße der Klamm zu erahnen, die dem Tal vorgelagert ist. Mitten entlang an Steilhängen zu beiden Seiten schlängelt sich der rauschende Fluß ein Stück unterhalb des Gehweges durch die Klamm. Durch Tunnel und an kleinen Wasserfällen und Rinnsaalen vorbei gehts hoch Richtung Dorfer Tal. Kaum verlässt man die Ausläufer der Klamm, so offenbart sich einem das wunderbar idyllische Dorfer-Tal in all seiner Pracht. Eingerahmt von Bergen und schneeweißen Gipfeln zu beiden Seiten können prächtige Blumenwiesen, hohe und rauschende Wasserfälle, urige Berghütten und freilaufende Kühe bewundert werden. Das Ganze bei schönstem Sonnenschein und Temperaturen Richtung 30 Grad. Geradeaus, am Ende des Tales schweift der Blick über majestätische Gletscher-Gipfel und eisige Schnee-Hänge.

Von der Vielfalt an Pflanzen und Natur begeistert, verging der lange Weg zum See wie im Fluge. Unterwegs wurden eifrig Fotos geschossen, ein Versuch, die verherrschende Pracht wenigstens halbwegs auf Bildern festzuhalten. Kurz vor dem See bewältigten wir einen kleinen Anstieg entlang eines Wasserfalls, bevor das Gelände steiniger wurde und sich erstmals der kleine Gletschersee zeigte. Trotz des gewaltigen Panoramas, trotz des hohen Wasserfalls neben dem See und trotz der hohen Temperaturen war das Wasser eisig kühl. Nach kurzer Rast traten wir den Rückweg an, wo wir nach der Hälfte im Tauernhaus auf eine kleine Rast einkehrten. Am Ende der Tour konnte uns auch ein kleiner Regenschauer, der uns noch kurz erwischte, die Stimmung nicht verderben. Trotz einer Strecke von 22 km und der langen Tour waren wir uns alle einig, dass wir so eine idyllische Berglandschaft noch nie zuvor gesehen hatten. Als dann auch noch das Auto fertig repariert abgeholt wurde (Marder-Biss und nur geringe Reparaturkosten) und die Hauptspeise Bio-Zunge von Rind auch wirklich Bio war, fielen wir alle seelig in die Betten. Zwischendrin wurde die Tour mit dem Bergführer-Büro noch auf Donnerstag/Freitag fixiert.

Einziger Wermutstropfen: nach einem Brand im Martinique konnte Hans sein freies Wochenende und den Urlaub die Woche darauf mehr oder weniger absagen.

 

Mittwoch 10.07.2013

Auch der Mittwoch brachte schlechte Neuigkeiten, wie auch jeder Tag zuvor (Auto defekt, Brand im Martinique): Gerlinde musste wegen eines Trauerfalles vorzeitig abreisen. Sie hatte sich bereits die Zugverbindungen rausgesucht, so dass wir sie nach dem Frühstück zum Bahnhof nach Lienz brachten. Mit gemischten Gefühlen verabschiedeten wir sie auf den langen Weg nach Hause. Vielen Dank und großen Respekt auch noch mal an dieser Stelle an Gerlinde, die uns selbstlos ihr Auto lieh und uns noch weitere Urlaubstage schenkte. 

Wieder etwas geknickt beschlossen wir, nun zu Dritt, die andere Seite des Großglockners zu betrachten. Wir machten uns also auf den Weg zur Großglockner Hochalpen-Straße und zur Franz-Josefs-Höhe (knapp 2400 Meter über Meereshöhe). Dort angekommen wurde die Pasterze, Österreischs größter Gletscher, zu Füßen des Großglockners begutachtet. Über den Gamsgrubenweg gingen wir dann noch eine Weile Richtung Oberwalder Hütte. Auch hier zeigte sich die Natur von seiner schönsten Seite. Murmeltiere sorgten rechts und links der Wege für begehrte Fotomotive, farbige Blumen waren selbst in dieser Höhe oft zu sehen und all dies wurde dominiert vom mächtigen Glockner-Massiv samt Glockner-Wand und Gletscher-Gebiet. Und als wären wir alle brav gewesen, verzogen sich die Wolken im Hochgebirge rund um den Glockner allmählich und gaben den Blick auf den Gipfel frei. Doch dieser lies uns den Atem stocken. Von dieser Seite sah der Berg so dermaßen heftig aus, dass uns kurzzeitig, auch auf Grund der vielen schlechten Nachrichten der letzten Tage, anders zumute war. Zu steil, zu wild, zu ausgesetzt und zu monströs wirkte der Gipfel auf uns. 

Zum Abschluss des Ausflugs fuhren wir noch nach Heiligblut zur weltberühmten Kirche. Nach einer kurzen Sightseeing-Tour wurde noch kräftig gespeist, bevor der Tag im Hotel gemütlich beendet wurde.

 

Donnerstag 11.07.2013

Der Tag des Aufstiegs war nun endlich da. Alle schlechten Nachrichten und Gedanken fallen von einem ab, wenn man sich endlich auf den Weg machen kann. Nicht mehr spekulieren, ob man es schafft oder wie es werden wird. Nicht mehr spekulieren, was einem erwartet. Sondern einfach einen Fuß vor den Nächsten machen und Schritt für Schritt auf sich zukommen lassen. Gegen 9 Uhr wanderten wir den bereits bekannten Weg hoch zu Stüdlhütte, wo wir uns mit dem Bergführer treffen sollten. Überpünktlich waren wir dann über eine Stunde zu früh dort. Nach einer Mahlzeit lernten wir unseren Kalser Bergführer Matthias kennen. Ein sympathischer junger Mensch, der uns kurz über den Aufstieg und den Gipfel informierte. Nach einem Ausrüstungscheck deponierten wir einige Sachen in der Stüdlhütte und marschierten dann sogleich los Richtung Ködnitzkees Gletscher. Bis zur Erzherzog Johann Hütte (Adlersruhe) waren es ca. 2,5 bis 3 Stunden und 650 Höhenmeter. Ab dem Gletscher wurden wir angeseilt und so ging es im steten Schritt Richtung Grat, den es auf dem letzten Stück zur Hütte zu überwinden galt. Nebenbei zeigte Matthias uns die umliegende Berge. 

Am Grat angekommen war eine stetige, leichte Kletterpassage mit Steigeisen zu überwinden, die gegen Ende noch einmal mehr Kraft kostete. Dennoch erreichten wir fit und voller Kraft die Erzherzog-Johann-Hütte, auch Adlersruhe genannt.  Dies ist die höchste Übernachtungsmöglichkeit in ganz Österreich, auf 3454 m. Der Ruf des Großglockners bewegte mich dazu, zum ersten Mal auf einer Hütte und im Lager zu schlafen. Beides war eigentlich kein Problem, auch wenn die Nacht etwas kürzer als sonst war. Auch das Essen war gut, so dass wir früher als die Anderen zu Bett gingen. Durch die guten Bedingungen und den Zuspruch vom Bergführer waren wir heiß auf den Gipfel am nächsten Tag.

 

Freitag 12.07.2013

An diesem Tag zeigte sich bereits in der früh der Vorteil einer kleinen, eingespielten Gruppe aus fitten Bergsteigern. Mein Vater und ich waren um 5 Uhr als erste wach und auf den Beinen. Während andere Bergsteiger sich erst gemütlich zum Frühstück setzten, waren wir schon am Ausrüstung herrichten. Das sollte uns an diesem Tag noch ganz groß belohnen. Den relativ kurzen Weg zum Gipfel namen wir ohne Rucksack in Angriff. Nur mit dem Nötigsten in den Taschen starteten wir kurz nach halb 6 Uhr ganz gemächlich und bei wolkenlosem Himmel unseren Gipfelversuch. Die ersten Minuten liefen wie immer: wach werden, Kälte aus dem Körper vertreiben und ganz langsam in den Rhythmus kommen. Zwischendurch immer wieder in den Körper reinhören, wie er sich heute fühlt. Ist er ausreichend erholt? Schmerzt es irgendwo? Macht ihm die Höhe etwas aus? 

Und der Körper antwortete: vorwärts! So geht es am Seil los mit den ersten Serpentinen, bis man am „oberen Bahnhof“ erfürchtig Richtung Glocknerleitl blickt, dem steilsten Stück des Anstiegs (40 Grad). Am Vortag hatten wir diese Stelle noch von ganz unten gesehen, und uns beeindrucken lassen. Doch nun stehen wir davor, und es schaut nach keinem großen Problem aus. So kämpfen wir uns Kurve um Kurve nach oben. Der Anstieg bringt uns außer Atem, oben am Grat bringt aber das Stöcke deponieren eine verdiente Pause. Wir sind sehr gut unterwegs. Unten sehen wir die ersten Schlangen erst los marschieren. Wir waren die ersten vom großen Pulk, den Vorsprung geben wir nicht mehr her, dachten wir uns.

Am Grat geht es bereits jetzt zu beiden Seiten beträchlich in die Tiefe. Links die Südwand des Glockners, rechts das gerade erklommene Glocknerleitl. Fortan wird geklettert, eine eigentlich einfache Kletterei. Doch durch die Höhe, die Ausgesetztheit, die Steigeisen und durch gelegentlich eisige Passagen fällt es nicht ganz so einfach. Und wie oft macht man das schon? Das wird deutlich wenn man sieht, wie leichtfüßig der Bergführer auf den Steinen rumspringt und uns immer wieder sichert. So gesichert klettern wir weiter hoch zum kleinen Glockner. 

Auch eine Faszination, die diesen Berg ausmacht: Von der Hütte aus sieht man nur den kleinen Glockner. Diesen muss man überschreiten, dann ca. 30 m hinunter klettern, in die Glocknerscharte, bevor man die finale Passage zum Großglockner klettert. Man macht quasi einen Doppel-Gipfel. Auf demselben Weg geht es auch wieder zurück.

Kurz vor dem kleinen Glockner die erste heikle Stelle: ein ca. 20 Meter langer Grat, nichts zum festhalten, nur ein sehr schmaler Weg im Schnee, der gerade mal für zwei Füße reicht. Dazu noch ein großer schräger Felsen im Weg, um den man rum muß. Rechts geht es senkrecht runter bis zur Pasterze, geschätzt weit über 1000m, links die 600m der Glockner-Südwand. Normalerweise bin ich nicht schwindelfrei, ja ich habe sogar eine gewisse Höhenangst. Auch heute noch bekomme ich feuchte Hände, wenn ich die Bilder sehe. Ein kurzes Warten bis der Bergführer auf der anderen Seite ist und das Seil um eine der Stahlstangen wirft. Ich muss voraus gehen, Hans hinter mir. Erste vorsichtige Schritte werden gemacht, der Körper sagt ja, der Kopf sagt ja. Die Schritte werden sicherer, mein Vater hinter mir hat ebenfalls kein Problem. Der Rest der Strecke ist kein Problem, der Fels wird sicher umkurvt. Ein großer Erfolg für mich, vor solchen Stellen hatte ich am meisten Respekt. Dabei ist es eigentlich nur eine Kopf-Sache. 

Euphorisiert durch die ersten Erfolge klettern wir weiter und erreichen den Kleinglockner. Vor uns und nach uns sind keine Kletterer zu sehen, wir können weiter unbehelligt und in unserem Rhythmus weitersteigen. Wir sehen nun endlich das Gipfel-Kreuz, es ist nun in Reichweite. Kurz durchatmen bevor wir die 30 Meter in die Scharte absteigen. In der Scharte liegt ebenfalls Schnee. Sie ist ca. 5 Meter lang, nur ein sehr schmaler Pfad mit tiefen Abgrund zu beiden Seiten. Wir steigen sicher darauf. Man sieht nach unten auf den Weg, durch den schmalen Weg sieht man aber zwangsweise rechts und links nach unten in die Tiefe. Wir sehen in die Palavichini-Rinne, einem Mekka für alle Steil-Eis-Junkies. Im unteren Drittel sehen wir Bergsteiger in der Rinne. Der erste Gedanke: die sind wahnsinnig, das sieht so abartig steil aus. 

Nach der Scharte kommt die schwierigste Kletterstelle auf uns zu (2-). Diese ist kein Problem für uns, wir sind als zweier Team super unterwegs. Wir spielen uns immer besser ein, gönnen uns die eine oder andere ganz kurze Pause zum Durchatmen. Und dann sind auch schon die letzten Kletterzüge gemacht und wir stehen nach ca. 1 Stunde und 20 Minuten auf dem Großglockner!!!

Die Aussicht ist phantastisch, geschätzte 200 km, strahlender Sonnenschein und kaum eine Wolke zu sehen. Der Bergführer beglückwünscht uns und macht Fotos von uns Beiden. Zuerst sind wir nicht allein auf dem Gipfel, eine große Gruppe steht noch dort. Nach wenigen Minuten brechen diese allerdings auf und wir stehen allein auf dem Gipfel. Unser früher Aufbruch bescherte uns den alleinigen Gipfel, der große Pulk ist noch eine Weile hinter uns. Und wir genießen den Gipfel! Der Bergführer zeigt uns die umliegen Gipfel und Gebirgsmassive. Wir sehen auch die Dolomiten, ein erhabener und ergreifender Anblick für mich. Dort in den Dolomiten, an der Marmolada, begann die Tradition des jährlichen Vater-Sohn-Bergsteigens. Damals als Junggesellen-Abschied gewünscht, standen mein Vater und ich, vor fast auf den Tag genau zwei Jahren auf dem höchsten Berg der Dolomiten. Und nun, zwei Jahre später, stehen wir auf dem höchsten Gipfel Österreichs! Ein tolles Erlebnis und eine tolle Fügung des Schicksals. Wir beglückwünschen uns aber nur verhalten, keine Jubelschreie. Der Berg gilt erst als bezwungen, wenn wir wieder unten sind. Zu viel passiert auf dem Abstieg, wenn die Kraft schwindet oder man unkonzentriert wird.

 

Ein Energie-Riegel gibt neue Kraft, die Euphorie des Gipfels wird in Konzentration für den Abstieg umgelenkt. Anfangs wieder ein wenig ungelenk steigen wir die ersten Meter wieder ab, da wir vorwärts absteigen und nicht rückwärts (wie man rauf geht). Doch es wird besser. An der Glockner-Scharte sehen wir wieder den Vorteil unseres kleinen Teams und des schnellen Aufbruchs. Der große Pulk rückt an und steigt vom Kleinglockner Richtung Scharte ab. Wir warten daneben, sitzend oder auf kleinen Tritten stehend, noch näher am Abgrund wie je zuvor, bis sich ca. 20 Leute über die Scharte gekämpft haben. Der Abgrund ist keinerlei Problem, wir schauen amüsiert der großen Gruppe zu.

Dabei ereignete sich folgende, lustige Geschichte: Ein Bergführer mit 4 Bergsteigern klettere zur Scharte hinab. Der Bergführer ging drüber und sicherte. Die erste Bergsteigerin, die über die Scharte musste, hatte wohl Probleme damit und fühlte sich sichtlich unwohl wegen der Abgründe links und rechts. Ganz verkrampft macht sie die ersten Schritte auf dem Grat. Dadurch, dass die Bergsteiger am Seil nur ca. 2-3 Meter auseinander waren, musste sich nach zwei Schritten mitten auf dem Grat und am schmalsten Stück stehen bleiben, bis der Bergsteiger hinter ihr ebenfalls den Felsen hinab zur Scharte gestiegen war. Erst dann konnten beide zwei Schritte gehen, wo sie wieder warten mussten, bis der dritte Bergsteiger auf die Scharte geklettert war. Quasi zwei Schritte gehen, auf Hintermann warten usw. Dadurch stand die arme Frau, die vermutlich am meisten Angst hatte, am allerlängsten auf dem schmalen Grat. Ganz verängstigt fragte sie uns dann, ob es noch schlimmer wird. Ich hoffe wir konnten ihr mit unseren Worten wenigstens etwas Mut machen. 

 

Nach der großen Gruppe klettern wir weiter voran. Schmale Grat sind weiterhin kein Problem. Letzte Fotos werden am Grat geschossen, dann sind wir am Glocknerleitl, dem steilen Gletscherstück angelangt. Stöcke aufnehmen und weiter geht es. Die Schneeschicht wird schlechter zu gehen, wir erlauben uns aber keine Stolperer oder Unsicherheiten. Unten angekommen ist der Weg zu Adlersruhe nur noch Formsache. Dort wird eine Pause eingelegt. Der Bergführer rechnet mit einer längeren Pause, wir gönnen uns aber nur 20 Minuten zum Trinken, danach machen wir uns um 9 Uhr bereits wieder auf dem Weg. 

Der Grat vom Vortag muss nun abgestiegen werden. Auf Steinen und in Rinnen hat sich über Nacht Eis gebildet. Das Stahlseil hilft über die schwierigsten Stellen hinweg. Nach dem Grat steigen wir immer noch am Seil in den Gletscher ein und queren erneut das Ködnitzkees Richtung Stüdlhütte. Dort angekommen ist die Arbeit für den Bergführer erledigt. Wir bedanken uns überglücklich bei ihm. Nun kommt auch innerlich zum ersten Mal eine riesige Freude und Stolz über das Geschaffte auf. Der restliche Abstieg ist nur noch Formsache, man weiß, man hat den Berg erfolgreich bezwungen. Bis zum Auto sind es aber immer noch 900 Höhenmeter, die in den nächsten Stunden erstmals richtig weh tun. Nach der Tour meldet sich bergab erstmals der Körper und rebelliert. Total erschöpft aber voll innerer Freude erreichen wir das Auto. Und wir blicken zurück über das Tal nach oben, wo der Großglockner immer noch wolkenlos zu sehen ist. Vor wenigen Stunden waren wir noch dort oben, fast 2000 Höhenmeter höher! 

Später am Tag holen wir uns noch die Urkunde über die Glockner-Besteigung vom Bergführer-Büro ab. Bei Betrachtung der Bilder wird uns dann erst endgültig bewusst, wie exponiert die Grate am Gipfel eigentlich aussehen. Und wir sind erst recht Stolz, dies geschafft zu haben.  

 

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