„Patagonien“ Vortrag von Gerd Walter
|Vortrag über Argentinien, Feuerland, Patagonien und Chile beim Sektionsabend des Alpenvereins von Gerd Walter
vom 02.04.2022
Annähernd zwei Jahre mussten die Besucher des Sektionsabends des Alpenvereins Corona bedingt warten, bis sie nun den Bildervortrag von Gerd Walter aus Kirchberg i.W. im Kletterzentrum zu sehen bekamen. Der ehemalige Leiter der Ortsgruppe Regen hatte bereits im Jahre 2017 zusammen mit seiner Partnerin Erna die Trekking¬reise nach Südamerika unternommen. Die bei einem deutschen Reiseunternehmen gebuchte Tour sollte dem versierten Bergsteigerpaar keine allzu großen Entbehrungen abverlangen, kann doch der Berufsimker Walter die Besteigung hoher Alpengipfel verbuchen, sowie den 6.189 m hohen Island Peak in Nepal oder auch eine Tour zur Insel Grönland. „Fasziniert hat mich ganz besonders die menschenleere Weite und die unwirtliche Landschaft, gebeutelt von ständigen Wetterkapriolen, buchstäblich am Ende der Welt,“ so der Referent. Um aber erst an die Südspitze Argentiniens zu gelangen, musste die 12-köpfige Reisegruppe erst einmal einen 13 stündigen Flug von Frank furt nach Buenos Aires, der Hauptstadt des Landes über sich ergehen lassen. Natürlich wollte man zuerst die prächtigen Bauwerke der argentinischen Metropole mit seinen 13 Millionen Einwohnern erkunden und so wurde auch die Catedral Metropolitana besichtigt, in der einst der jetzige Papst Franziskus als Kardinal gewirkt und gepredigt hatte. Per Flug ging es dann2000 km nach Süden in Richtung Feuerland nach Ushuaia der südlichsten Stadt der Welt. Eine Wanderung zum 930 m hohen Cerro del Medio und eine Bootsfahrt zu Kormoranen, Albatrossen und Seelöwen stand auf dem Programm. Es folgte ein weiterer „Luftsprung“ ins Herz von Patagonien, nach El Calafate und weiter per VW-Bus in das Bergsteigerdorf El Chaltén in der Provinz Santa Cruz im Nationalpark Los Glaciares. Auf der Fahrt kamen zum ersten Mal die gewaltigen Felstürme von Cerro Torre und Cerro Fitz Roy ins Bild. „Uns ist dort kein Mensch begegnet“, so der Referent und das zeigten auch seine Aufnahmen von unbeschreiblich einsamer, einmalig schöner aber auch wilder Hochgebirgslandschaft. Als ganz besonders aufregendes Erlebnis schilderte Walter den Aufbruch zum Granitmassiv des 3128 m hohen Cerro Torre. Nach anfänglich stürmischem Wetter mit wolkenverhangenem Himmel machte sich letztendlich die Geduld des Wartens bezahlt und die Gruppe konnte sich des Anblicks, der für einen Bergsteiger wohl eines der schönsten, erhabensten und wildesten Felstürme weltweit erfreuen. Die Erstbesteigung über die abweisende Nordwand, soll 1959 dem Trentiner Cesare Maestri und dem Tiroler Toni Egger gelungen sein. Nachdem beim Abstieg Toni Egger in einer Eislawine ums Leben gekommen war und auch der Fotoapparat von Maestri verloren gegangen war, fehlten diesem die Beweise für die Besteigung und die Bergsteigerwelt bezweifelte seinen Erfolg. Elf Jahre später kam Maestri nochmals an den Berg zurück. Diesmal versuchte er, sich mit Hilfe eines Kompressors und ungefähr 300 Bohrhaken über die Südwest-Flanke hinaufzubohren. Auch dieser Versuch scheiterte schließlich an schlechten Wetterbedingungen und erst im Dezember 1970 konnte Maestri mit zwei Freunden den Gipfeleispilz erreichen. Über Jahrzehnte versuchten sich immer wieder namhafte Kletterer an diesem Berg, doch erst am 21. Januar 2012 gelang den Österreichern David Lama und Peter Ortner die erste freie Begehung entlang der sog. Kompressorroute (IX+/X-). Sie benötigten dafür 24 Stunden.
Der Reiseführer Marcello zeigte der Gruppe um Gerd Walter noch weitere sehens-werte Naturschönheiten und so konnten die Vortragsbesucher noch herrliche Auf-nahmen vom Lago Argentino mit dem 30 km langen, 5 km breiten und 170 m dicken Perito-Moreno-Gletscher bestaunen, sowie die Paine Türme im gleich¬namigen chilenischen National Park, wo die Reisegruppe auch noch eine Wanderung zum Grey Gletscher unternommen hatte. „Das war dann ein beschaulicher Wandertag“, wie Gerd Walter zum Abschluss bemerkte.