Hochtouren im Ötztal
|
Fluchtkogel 3500m, Dahmannspitze 3397m, Mittlere Guslarspitze 3128m
Hintergraslspitze 3270m
vom 22.-24.2022
Ltg: Kerstin Schmid, Hans Bredl
Teilnehmer: Nicole, Kerstin, Fred, Heinrich, Bernhard, Gerd, Michael, Wolfgang, Hans
Das fängt ja gut an, die Insaßen eines Fahrzeuges haben die Reise- oder Mitfahrorder nicht gelesen. Jene besagt, daß nur zwei Stopps a. 2 Minuten, wenn überhaupt, genehmigt werden. So sind wir als erstes Fahrzeug auf dem Pkpl der Rofenhöfe eingetroffen. Eine blonde Mitfahrerin hat den Grundstücksbesitzer herzlich begrüßt, und schon haben wir den perfekten Stellplatz bekommen. Nach einer kurzen Pause steigen wir gemütlich zur Vernagthütte auf. Zwei Teilnehmer, anscheinend 3000er-Sammler, zieht es noch auf die Hintergraslspitze. „Seid ihr glücklich? Ach, das ist meine Welt. Ihr müßt den Augenblick genießen!“ Die Erinnerungen an diese markanten Sprüche sind lange her. Jetzt sind sie wieder real. Auch die Erzählungen und Erlebnisse mit der Geierwally dürfen nicht fehlen. „Wir brauchen das nicht mehr, höher, weiter, schneller, was zählt ist die Ruhe und Gelassenheit“, genau das gibt in diesen drei Tagen Rhythmus und Tempo vor. Nach den morgendlichen Gewitterkapriolen setzen 6 Mitglieder zum Aufstieg auf den Fluchtkogel und zum Brandenburger Haus an. Der Rest bleibt auf der Vernagthütte und schwenkt zur Mittleren Goslarspitze 3128m. Die Höhe hat auch hier ihre Auswirkungen, ständig behauptete eine Begleiterin sie sehe den Aletschgletscher.
Fluchtkogel:
Da bereits am Freitag klar war, dass das Wetter am Samstag unbeständig sein soll, wurde der Wecker auf 4:45 Uhr gestellt, um das angekündigte Wetterfenster am Vormittag zu nutzen. Pünktlich mit dem Summen des Weckers gingen Blitz und Donner über dem Ötztal nieder. In der Hoffnung, dass uns das Wetter zumindest für einige Stunden gewogen bleibt, verließen wir um 8 Uhr die gemütliche Vernagthütte und machten uns auf dem Weg zum Anseilplatz am Guslarferner. Als wir in zwei Dreierseilschaften unsere Gletschertour starteten, setzte zeitgleich auch der Regen ein, von dem wir uns aber nicht abhalten ließen und zielsicher über den ausgeaperten Gletscher zum Oberen Guslarjoch zogen. Vor dem Joch war Vorsicht vor Steinschlag geboten. Zwei Teilnehmer, die den Fluchtkogel (3500m) in der Vergangenheit bereits mehrfach besucht hatten, stellten große Veränderungen am Gletscher fest. Leider macht der Klimawandel auch hier nicht halt. Durchnässt kam eine Seilschaft relativ zügig am Joch an und startete ohne Pause den Gipfelsturm. Am Gipfel angekommen, hatte das Wetter endlich ein Einsehen mit uns und am Himmel zeigten sich einige blaue Lücken. Die Sicht auf Gepatsch- und Vernagtferner und auf zahlreiche Dreitausender war atemberaubend und entlohnte uns für den widrigen Aufstieg.
Auf dem Rückweg warteten wir auf die zweite Seilschaft, die sich das Joch hinaufarbeitete. Da der Himmel sich erneut verdunkelte, entschied die zweite Seilschaft, auf den Gipfel zu verzichten und wir wanderten über den Gletscher zum Brandenburger Haus, das imposant auf 3272m thront. In der Unterkunft stärkten wir uns kurz mit böhmischen Spezialitäten, bevor einige von uns noch schnell die Dahmannspitze (3397m) erklommen, ein beeindruckender Berg, dessen Gipfel von vielen Steinmannderl geschmückt wird und der ebenfalls eine großartige Sicht auf die umliegenden Gletscher und die Weißkugel bietet. Den Abend verbrachten wir kurzweilig bei lustigen (Berg-)Gesprächen im behaglichen Brandenburger Haus. Am nächsten Morgen ging es bereits um 7 Uhr über den ebenfalls ausgeaperten Kesselwandferner zum Hochjochhospiz, wo wir uns mit dem Rest unserer Gruppe trafen, und unsere Bergerlebnisse austauschten, bevor wir gemeinsam die letzte Etappe durch das zum Teil canyonartige Rofental zurück zu den Rofenhöfen antraten.Mit weiteren Dreitausendern und unbezahlbaren Bergerlebnissen im Gepäck traten wir nach einer kurzen kulinarischen Stärkung die fünfstündige Heimfahrt an.
Mein herzlicher Dank geht an die ganze Mannschaft für die schönen Tage und an die starken Bergsteiger, die der „Ruhe und Gelassenheit“ Raum und Zeit geben.
Text: Nicole u. Hans
Fotos: Teilnehmer