Frauenskitour – Kitzbühler Alpen (2012)

Frauenskitour – Kitzbühler Alpen vom 10.2. bis 12.2.2012

Teilnehmerinnen: Bettina P., Brigitte K., Daniela U., Gerlinde S., Lore S., Regine S., Tina B., Traudl K.,

Führung durch Christian B. und Christian W.

Hüttenstützpunkt: Bamberger Hütte (1756 m)

1. Tag: Aufstieg vom Gasthof Wegscheid (1144 m) über den Winterweg zur Bamberger Hütte, Einchecken im Winterraum, Aufstieg zum Nadernachjoch (2100 m) zurück zur Bamberger Hütte: 4h36min; ↑1090hm; ↓470hm; 10,5km. Anfahrt bei Schneetreiben, Sonnenschein bei der Hüttenankunft.

2. Tag: Östlicher Salzachgeier (2466 m) und Abstecher zum unteren Wildalmsee (1940 m): 6h38min; ↑↓1100hm; 14km; Sonnenschein, Pulver und -24°C in der Früh.

3. Tag: Schafsiedel (2447m) und Abfahrt über das Manzenkar: 4h26min; ↑726hm; ↓1382hm; 11,5km; Wieder Sonnenschein; Pulver, eisiger Wind am Schafsiedel und -22°C in der Früh.

Bericht von Regine Steib:

Fakten sind ja bereits bekannt. Jetzt folgt die subjektive Sicht der Dinge: Die Anfahrt am Freitag früh hielt schon Schneefall, Glatteis und schlingernde Busse für uns bereit. Das Auto Gerlinde hatte auch noch ein paar Fleischkäs-Erlebnisse (Thema: wenn verschiedene Kulturen aufeinander prallen – die bayerische Interpretation), die man sich aber am besten life erzählen lassen sollte.Beim Aufbruch am frühen Nachmittag schneite es ein wenig feinsten Pulver, es war schon ziemlich kalt und die Sonne schickte sich stellenweise an, den uns wohlverdienten Schein zu schicken.Wir schoben uns und unsere stattlichen Rucksäcke gemächlich durch verschneite Wälder, bis sich die Baumgrenze lichtete und wir das weite Tal erreichten, in dem die neue Bamberger Hütte zu finden ist. Um uns erhoben sich in weichen, weißen, unberührten Formen, am Gipfel meist felsig abschließend, die umliegenden Berggipfel. Fast Menschenleer. Das also ist Kitzbühel. Wie überraschend. Die unwichtigen Dinge auf der Hütte zurücklassend, stiegen wir zum Nadernachjoch auf. Ein wunderschöner Pulverhang beendete das Skivergnügen des ersten Tages. Wir lernen: Falscher Kleber auf den Fellen hat erstaunliche Folgen.Die Hütte war gemütlich voll. Beim einchecken auf den Namen Wolf wurde der Blick des gegenüberliegenden männlichen Augenpaars bei zunehmender Frauenzahl immer größer bis der Wirt abwinkte: „auf Wolf oder?“. Es schien uns als legte sich ein sanftes Lächeln um die Mundwinkel unserer Tourenführer. Im Winterlager bezogen wir unsere Betten. Die Stube war gemütlich und unauffällig. Der Wirt eher bayrisch stoffelig, aber nicht unfreundlich. Bei Tinas lustigem Charme schaffte sogar der Wirt nicht mehr ernst zu bleiben. Nach dem Abendessen wiederholten wir Skitourengrundwissen. Wissen über Hangexpositionen und Schneedeckenaufbau, das unserer Unsicherheit bei der gemeldeten Lawinenwarnstufe 3 entgegenwirkte. Je kälter es draußen wurde, desto höher stieg unser Stimmungsbarometer: Strategie zur Kälteregulierung.Außerdem Gerlindes Schneediagnose: wenn exponierte, weibliche Körperteile jucken, soll s angeblich Schnee geben – Wetterbericht, hundertjähriger Kalender oder Spürsinn: wenn s stimmt ist es wurscht wo s abgelesen wird. 

Beim Aufruf „folge der Gruppe Christian!“ gab s nur eine Variante: die richtige. 24 Grad minus wurden zum Materialtest. Auch hier lernen wir: gute Qualität von Reißverschlüssen, Handschuhen und Unterwäsche zahlt sich bei hohen Minusgraden aus. Mit Kältecreme legten wir eine zusätzliche Schicht auf. Bei Wind fühlte es sich noch 15 Grad kälter an und von dem gab s reichlich. Strahlender Sonnenschein begleitete unsere dick vermummten beiden Christian-Gruppen. Neben vereinzelten anderen Gruppen zogen wir durch unberührte Natur in Richtung Salzachgeier.Wir verzichteten auf die letzten paar Stapfmeter zum Gipfel und wurden durch eine Schwebeabfahrt im unberührten Tiefschnee belohnt (die anderen Gruppen waren ja noch mit dem Gipfel beschäftigt). Während der sonnigen Mittagspause wurde mit Holger, Uwe und Rudi telefoniert, die nicht weit entfernt eine Männerparallelveranstaltung organisiert hatten und wie erwartet mitten im Abenteuer steckten. Unsere beiden Führer kniffelten noch eine interessante Rückwegvariante aus. Dabei standen wir mal da, gingen ein paar Meter höher, dann zurück… Lore quittierte dies kurzerhand mit: „Wemma na a boa moi hi und hea laffa, wiads a viere“. Schallendes Gelächter.Vier von uns hatten schon Lust auf ein Hütten-Heißgetränk, wir anderen vier gingen mit den beiden Christians noch los, um den Unteren Wildalmsee zu inspizieren – der Toureinstieg des folgenden Tages. Anschließend stellten wir fest, dass die Hütte inzwischen proppe voll war. Natürlich mussten einige Tiefschneetaucher mit Schnäpsen abgegolten werden. Tina und Gerlinde lieferten sich Duelle, wie es selbst ein Paar nach 20 Jahren Ehe unterhaltsamer nicht hinkriegen würde. Dabei mussten die beiden immer wieder selber lachen, sodass wir einfach mitlachen mussten. Anschließend im Lager: Wir alle schon in Einschlafbereitschaft, plötzlich ein kichern aus der Gerlinde-Tina Ecke. Wie sich herausstellte war die Unternehmung ein Kissen aufzublasen schief gegangen, weil die beiden im Wechsel wegen Lachattacken keine Luft kriegten.Auch wir dämmerten mit einem Schmunzeln weg, bis unsere Träume jäh von einem Handywecker unterbrochen wurden. Da wir jedoch bis halb acht schlafen durften, waren wir morgens für Hüttenverhältnisse gut ausgeschlafen. 

Nachdem der ganze Vorraum gespickt voll mit Material war, gab s Sonntagmorgen noch ein paar Stecken-Verwechslungen, die sich aber rasch klärten (lerne wieder: Material ist inzwischen überall das gleiche, deshalb gut sichtbar markieren!). Beim Abmarsch war es wieder sonnig und kalt, nur die Idylle hatte sich ein bisschen in die ursprüngliche Vorstellung von Kitzbühel zurückverwandelt. Die Aufstiegsspur zum Schafsiedel war voller Menschen und auch die benachbarten Berge waren inzwischen durchwoben von Spuren. Der Wind am Gipfel blies uns förmlich vom Berg. Etwas durchgefroren schickten uns unsere Guides einen sehr steilen, langen Hang hinunter, der für die meisten von uns leider genußtechnisch nicht zu verwerten war. Dafür schlug er in Sachen Adrenalinausstoß ordentlich zu Buche. Geistig kürten wir die schönsten Tiefschneetaucher des Wochenendes, unsere Top 4:

  1. Tina mit Fellen in Abfahrt beim Versuch einen Pflug zu machen: aufgestellt und mit dem Gesicht in Zeitlupe vorne, wie ein Specht, abgetaucht.
  2. Traudl: Bei gebügelter,schneller Bodenwellenausfahrt nach einem Hang mit einem Ooh Körper lang statt klein gemacht, geschanzt, ausgehoben und eingeschlagen (Gott sei Dank nix passiert).
  3. Betty beim Versuch mit einem Ski den Steilhang abzufahren und einen Teil in Sitztechnik verkürzt.
  4. Daniela mit Spezialtechnik im Steilhang: bei jeder Kurve abgesetzt und innerlich auf die nächste vorbereitet.

Die anschließenden Pulverhänge ließen keine Wünsche offen. Zurück am Parkplatz zickte das ein oder andere Auto wegen der enormen Kälte. Alle wieder flott, ging s nach Hause. Für s nächste Jahr wurden schon mal Nobelhütten oder Hotels im Tal in Erwägung gezogen, auf jeden Fall soll s eine Frauenskitour 2013 geben. Vielen Dank den beiden Christians für die gut organisierte und lustige Tour!

 

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