Wandern umweltfreundlich – Kaisergebirge (2013)
|geschrieben von Johannes Fuchs
Bergsteigen umweltfreundlich – Kaisergebirge
vom 03.08. – 04.08.2013
Ltg: Birgit Hecht-Weidmann
mit 8 Teilnehmern
Für ein Wochenende autofrei und umweltfreundlich vom Bayerwald in die Berge, geht das? Und welche Auswirkungen haben afrikanische Temperaturen auf das ehrgeizige Vorhaben, eine Zwei-Tages-Tour im Kaisergebirge? Acht Bergsteiger der Sektion haben am vergangenen Wochenende den Test gemacht.
Dazu müssen für Samstag einige Wecker kräftig vorgestellt werden. Zug-Abfahrt um 04.28 Uhr in Regen, ab Plattling ist die Gruppe komplett: Birgit als Ideen-Geberin und Planerin, Regine, Ferd, Peter, Johannes, Carmen, Dagmar und Elke. Am Hauptbahnhof München ist Zeit fürs Frühstück. Umsteigen in Rosenheim. Um 09.20 Uhr startet der Linienbus vom Kufsteiner Bahnhof zur Sparchen-Stiege, ab jetzt wird hart gearbeitet.
Der Aufstieg ist steil, die Hitze nimmt zu. Einkehr auf der Vorderkaiserfeldenhütte. Zu früh für die Mittagsrast? Ach was, man sitzt einfach zu schön auf der Terrasse. Noch mehr Hitze, aber auf dem Kamm des zahmen Kaisers geht wenigsten dann und wann ein Lüfterl. Tipp für Wiederholer bei 35 Grad im Tal: Das von Birgit angekündigte „Vogelbad“ bietet keine erfrischende Quelle, aber immerhin einen schattigen Rastplatz unter einem Felsen. Die Pyramidenspitze (1997 Meter) ist ein Grasbuckel, erspart dem Ersteiger dafür den schweißtreibenden Schlussanstieg. Und überrascht mit echtem Gipfel-Flair und spektakulärem Tiefblick auf der Rückseite. 1500 Höhenmeter sind geschafft.
Der Abstieg hinunter in Richtung Hinterbärenbad erspart dem Hochsommer-Wanderer gar nichts. Nachmittags um vier Uhr schaffen die aufgeheizten Latschen in der prallen Sonne ein Klima, das Peter treffend mit „Latschen-Sauna“ beschreibt. Danach herrlicher Bergwald, der endlich etwas Schatten spendet? Geschenkt, die Hitze bleibt, der Weg wird steiler. Eine dreiköpfige Ausreißergruppe stürzt sich in halsbrecherischem Tempo zu Tal, Birgits Schilderung eines frisch sprudelnden Bergbaches im Hinterkopf. Und es gibt ihn wirklich, kristallklares Wasser plätschert in eine Gumpe, die Sonne scheint bis auf den Grund – ein Stück vom Paradies. Oder: Wenigstens hat die Sauna ein Tauchbecken.
Die Hitze ist auch im Anton-Karg-Haus des Österreichischen Alpenvereins in Hinterbärenbad, 829 Meter tief gelegen, allgegenwärtig. Wer um 19.30 Uhr ankommt, findet an einem solchen Tag keinen Platz mehr auf der Terrasse, und im Wintergarten ist es dampfig. Ganz zu schweigen von den beiden Vierbett Zimmern, die unterm Dach liegen. Peters spontane Schätzung beim Eintritt: 40 Grad! Ein nächtliches Gewitter mit kräftigem Regenguss lässt die Temperatur langsam sinken.
Start am zweiten Tag: 6.45 Uhr. Das frühe Aufstehen lohnt sich, der Aufstieg durch den regenfrischen Wald auf dem Güttlersteig ist ebenso kühl wie der Weg durch das Schuttkar, das noch im Schatten liegt. Erst am Gipfel des Sonneck (2260 Meter), am Höhepunkt der Tour, sticht die Sonne wieder. Der Weg ist anspruchsvoller als der von gestern, bald nehmen auch die Latschen wieder die Luft. Und wieder ist für Abkühlung gesorgt: Der Wasserfall auf dem Weg zur Wegscheidalm lädt zur belebenden Dusche ein. Die Begeisterung über diesen Glücksfall der Natur ist groß, der erste Blick in die andere Richtung umso beunruhigender: Eine Gewitterfront stürmt rasant auf die Sonne zu. Der Zeitplan erweist sich als machbar, die Vorhut läuft kurz nach 16 Uhr am Gasthof Jagerwirt oberhalb von Scheffau ein, als gerade die ersten Sturmböen die Stühle auf der Terrasse umwerfen und der Hagel losprasselt. Man hätte also das für 17 Uhr bestellte Taxi erreicht – hätte, wenn nicht ein kleiner Verhauer im Abstieg die Nachhut zurückgeworfen hätte.
Zwei Stunden später scheint wieder die Sonne, das Achter-Team sitzt glücklich vereint und zufrieden auf der Jagerwirt-Terrasse bei Weißbier, Kaiserschmarrn und Fritattensuppe. Und selbst eine solche Planänderung kann den Erfolg des Projekts nicht mehr trüben: Dank flexiblem Taxiunternehmer und mustergültig pünktlicher Bahn ist gegen Mitternacht wieder der Regener Bahnhof erreicht
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